Am Parkplatz Steintor ausgestiegen lässt sich bereits erahnen, dass das Klima im Wald ein ganz anderes ist, als z. B. in der Stadt. Der Rundwanderweg führt auf der gesamten Strecke durch das kühle Grün unserer heimischen Wälder. Entlang des Naturwaldreservates Eichhall, vorbei an Flächen mit jungen Eichen, Waldwiesen und alten Baumgiganten lässt sich das Wissen über all diese Waldbewohner an den jeweiligen Stationen hautnah erleben. Sie können mit eigenen Augen sehen, was sich in den Wäldern tut, die sich ohne den Einfluss des Menschen entwickeln. Wie Buchen mit Eichen um Licht konkurrieren und was unseren alten Eichen zu schaffen macht. Eine wundervolle Möglichkeit, die Natur zu erleben!
Höhenprofil
Start und Endpunkt
Direkt vor dem Waldeingang finden Sie einen Parkplatz. Stellen Sie dort Ihr Auto ab, denn ab hier geht es zu Fuß weiter. Vor Ihnen zeichnen sich bald zwei Wege ab. Nehmen Sie den Rechten der beiden und schon geht die Entdeckungstour los ...
Revier Rohrbrunn
Naturwaldreservat Eichhall
Revier Rohrbrunn
Koordinaten: X : 4313817 Y : 5533817
Die 67 ha große Waldabteilung Eichhall mit ihren 400-jährigen Eichen - einst bekannt wegen der vielen „Furnier-Eichen“ und Stolz der Spessartförster – blickt auf eine sehr bewegte Geschichte zurück. Über sehr lange Zeit wurden hier starke Bäume geerntet, die als Bau- und Furnierholz verarbeitet wurden. Seit 2002 wird der Waldteil aber nicht mehr genutzt – im Vordergrund steht jetzt der Erhalt und die Erforschung naturnaher, alter Wälder.
Der Eichhall gilt als Teil des berühmten „Heisterblocks“ – eine alte, früher fast reine Eichenfläche im Hochspessart auf über 400 Hektar. Über dessen Entstehungsgeschichte gibt es verschiedene Versionen. Professor Karl Vanselow, Lehrer für Waldbau und Forsteinrichtung, schrieb in einem Bericht 1937: „Für die Entstehung des Heisterblocks von Rohrbrunn ist der Zusammenhang mit der Erbauung des Schlosses zu Aschaffenburg in den Jahren 1605 bis 1614 mit großer Sicherheit nachgewiesen. Die Fürstbischöfe von Mainz ließen das benötigte Bauholz aus den anscheinend besonders geeigneten Eichenwäldern am Geyersberg fällen. Damals zu Ende dieser großen Fällungen, auf immerhin begrenztem Raum, muß eine reiche Eichelmast eingetreten sein, die die ganze Fläche dicht besamt und eine für unsere Begriffe riesige, gleichalte Eichenverjüngung geschaffen hat, aus der die heute dort stehenden „Heister“ erwachsen sind“. Schon einige Jahre vorher stellte Ministerialrat Dr. Karl Rebel 1922 in seinen waldbaulichen Betrachtungen über den Spessart fest: „Im 30-jährigen Krieg sind Franken eingezogen; die wollten Weide haben und brannten im gemischten Urwald an verschiedenen Stellen. Dabei sind die glattrandigen, wohl auch wesentlich jüngeren Buchen zugrunde gegangen, während die starkborkigen Starkeichen ausgehalten haben. Zufälligerweise trugen dann diese Alteichen im gleichen oder folgenden Jahre Mast. So kam es, daß sich wohl Eichen, aber keine Buchen ansamten. Der Buchenunterbau wurde im Jahre 1853 durch Pflanzung begründet.“ Auch heute geht man davon aus, dass sich Flüchtlinge im 30-jährigen Krieg, zumindest für eine gewisse Zeit, in den inneren Spessart zurückzogen. Dort waren sie, um zu überleben, auf Brandrodung und Waldfeldbau angewiesen. Die heute zahlreichen, dicht an dicht stehenden Alteichen sind, nachdem die Menschen den Wald wieder verlassen hatten, durch anschließende flächige Naturverjüngung eher zufällig entstanden.
Das Naturwaldreservat "Eichhall" macht seinem Namen alle Ehre. Die über 350 Jahre alten Eichen und die alten hoch gewachsenen Buchen bilden mit ihren Stämmen eine richtige Halle, die von einem dichten Blätterdach überschirmt wird.
Auf Grund des vielen Regens (rund 1.100 mm pro Jahr) kann die Buche hier besser wachsen als die Eiche. Die Buchenkronen nehmen so jedoch nach und nach den Eichen das Licht und diese sterben ab. Da in einem Naturwaldreservat bewusst auf jegliche Maßnahmen verzichtet wird, um die natürliche Dynamik beobachten zu können, wird diese Entwicklung solange weitergehen, bis ein nahezu reiner Buchenwald entstanden ist.
Der Wald im Eichhall blickt auf eine lange Geschichte zurück: Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde er vermutlich in Folge von Brandrodung und Waldfeldbau durch Flüchtlinge des 30-jährigen Krieges begründet. Ursprünglich war er ein reiner Eichenwald, in den man erst ab dem 19. Jahrhundert die Buche nachträglich einbrachte.
Das Wuchsverhalten
Die Eiche wächst im Gegensatz zur Buche eher langsam. Sie ist nicht so konkurrenzfähig gegen andere Baumarten, da sie als Lichtbaumart im Schatten nicht leben kann und mit ihren leckeren Knospen gerne von Rehen und Rotwild gefressen wird.
Die Holzverwendung
Wie sieht´s aus?
Hellbraun bis mittelbraun. Jahrringe sind sichtbar.
Was kann´s?
Eichenholz ist sehr hart und widerstandsfähig.
Wofür ist es geeignet?
Für Pfähle, die Teile ganzer Städte tragen - etwa in Venedig oder Amsterdam. Für hochwertige Möbel oder Rahmenwerke, Türen, Treppen, Tore, Decken, Fenster sowie in Parkett- und Riemenböden.
Natürliche Feinde
Umwelteinflüsse
Wasserverfügbarkeit: (wieviel regnet es und wieviel Wasser kann der Boden für die Pflanzen speichern?)
Temperatur: (vor allem Spätfrost wird gefährlich, wenn die Eichen im Frühling schon die ersten Blätter getrieben haben)
Licht: (für die jungen Keimlinge darf es nicht zu dunkel sein!)
Pilze die der Eiche gefährliche werden
Verjüngungsdynamik der Eiche - auf der Sonnenseite des Lebens
Eicheln brauchen viel Licht, um zu keimen und noch mehr Licht um weiter zu großen Bäumen heranwachsen zu können. Die Buche dagegen ist eine sogenannte Schatt-Baumart. Sie kann schon wachsen, wenn nur wenig Licht den Boden erreicht. In „Ur“-Wäldern, wie sie in unseren Naturwaldreservaten wieder entstehen sollen, ist es ganz natürlich, dass die Kronen der Bäume über mehrere Jahrhunderte hinweg nur wenig Sonne auf den Boden lassen. Lücken entstehen in der Zerfallsphase, wenn die alten Bäume zusammenbrechen und ein Loch ins Kronendach reißen. Meistens sind diese Lücken nicht sehr groß, sodass sich die Buche bereits im Schatten verjüngt hat, bevor die Eiche erst darüber nachdenkt – die Eiche hat keine Chance mehr. Die Buche verdrängt damit die Eiche und nimmt mit der Zeit immer größere Anteile im Naturwaldreservat ein.
Försterinnen und Förster können durch Pflanzen und Säen sicherstellen, dass es weiterhin zahlreiche Eichen im Spessart gibt, indem sie die Eiche auf geeigneten Flächen verjüngen und weiter pflegen.
Eichen-Saatfläche
Aller Anfang ist schwer!
Woher kommen die ganzen Eichen, die jetzt so alt und mächtig neben uns stehen?
Schon vor vielen hundert Jahren, als in den wilden Wäldern des Spessarts die Kurmainzer Fürstbischöfe jagten, fand hier Forstwirtschaft statt. Allerdings aus einem ganz anderen Grund als heute:
Buchen wurden zurückgenommen, Eichen gefördert. Nicht etwa um wertvolles Holz zu produzieren, sondern um möglichst viel Futter für das Wild im Wald zur Verfügung zu haben – die Eicheln.
In dem Buch „Der abenteuerliche Simplicissimus“ von Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen, wird eindrucksvoll beschrieben, wie sich das Leben früher auf einem der Spessart-Gehöfte abspielte. Der Satz von Simplicissimus „Auf den Eichen wachsen die besten Schinken“ ist weit über den Spessart hinaus bekannt. Dieser Spruch kommt nicht von ungefähr. Früher trieben Viehhirten die Schweine der Bauern in den Wald und brachten sie abends, sattgefressen von den Eicheln, wieder zurück.
Eichen wollen gepflegt werden!
Die dünnen Eichen und Buchen, die hier gegenüber dem Naturwaldreservat wachsen, sind unsere nächste Baumgeneration. Der „Entwicklungsabschnitt“, in dem sich die Bäume gerade befinden, hat bei den Förstern einen ganz bestimmten Namen: Sie nennen ihn „Jungbestandspflege“.
Um stabile Wälder und gute Holzqualitäten zu erzielen, werden die jungen Eichen bei den Bayerischen Staatsforsten schon früh gepflegt. Wenn die Bäumchen eine Höhe von 1,5 bis 12 m erreicht haben, findet in einem jungen Eichenbestand daher die sogenannte „Jungbestandspflege“ statt. Bei diesem Arbeitsvorgang helfen unsere geschulten Waldarbeiter vor allem den besonders vitalen und guten Eichen. Doch was bedeutet das genau?
Die Bäume wachsen sehr dicht aneinander auf und müssen sich daher alle wichtigen Ressourcen, die sie für ihr Wachstum brauchen, teilen. Mit ihren Wurzeln streiten sie sich um Nährstoffe und Wasser im Boden und mit ihren Kronen konkurrieren sie um Licht. Damit eine gute Eiche mehr von diesen Ressourcen zur Verfügung hat und besser wachsen kann, sägen unsere Waldarbeiter neben dieser Eiche einen Bedränger weg – entweder eine andere Eiche oder eine andere Mischbaumart. Doch wann ist eine Eiche gut? Sie soll vor allem vital, also gesund sein, eine große grüne Krone haben. Dabei darf sie jedoch nicht zu große Äste haben oder krumm sein. Ein gerader Stamm ist sehr wichtig, damit das Holz später, wenn die Eiche alt und dick ist, zu wertvollen Möbeln und anderen Holzprodukten weiterverarbeitet werden kann. Also gar nicht so einfach, die Auswahl unserer „Zukunftsbäume“.
Von Zukunftsbäumen...
Auf dieser Fläche sind die Eichen schon ein bisschen über 12 m groß, was das Ende der Pflegephase und den Beginn der Durchforstung einläutet. Es gilt nun die in der Pflege bereits geförderten Eichen wieder zu entdecken und ihnen zu helfen.
Von Zukunftsbäumen und schlafenden Knospen
Der Boden - Grundlage für uns alle!
Intakte Waldböden spielen als Teil des Waldökosystems eine entscheidende Rolle in der naturnahen Forstwirtschaft der Bayerischen Staatsforsten. Sie sind Grundlage des nachhaltigen Waldwachstums und helfen uns den nachwachsenden Rohstoff Holz bereitzustellen. Doch unsere Waldböden können noch viel mehr: Sie sichern mit ihren Wasser- und Nährstoffkreisläufen unsere Lebensgrundlage! Sie sind die Grundvoraussetzung für sauberes Grund- und Trinkwasser – eine, vor allem in Zeiten des Klimawandels, begrenzte Ressource.
Bodenschutz - den Aufwand wert!
Wie können die Spuren, die wir im Wald links und rechts der Wege sehen, zum Schutz der Böden beitragen?!
Für die Bayerischen Staatsforsten ist es geradezu ein existenzielles Anliegen, den Waldboden so gut wie irgend möglich zu schützen. Dennoch geht Holzernte nicht ohne Maschinen und damit nicht ohne Befahrung mit schweren Lasten, auf die unsere Böden empfindlich reagieren. Daher ergreifen wir folgende Maßnahmen zum Schutz des Waldbodens:
Richtig klasse Wälder!
Der Waldteil mit den über 300 Jahre alten Eichen und Buchen und dem vielen Totholz, der unmittelbar neben dem Weg beginnt, ist ein sogenannter Klasse-1-Wald. Hier darf sich der Wald ganz ohne den Einfluss des Menschen entwickeln.
Links
Klasse-1-Waldbestände bei den Bayerischen Staatsforsten
Naturschutzkonzept der Bayerischen Staatsforsten
Was ist denn ein Klasse-Wald?
Um die biologische Vielfalt im Staatswald zu sichern und zu verbessern, wurden die Wälder in 4 Klassen eingeteilt. In welche Klasse ein Wald kommt, hängt vor allem von seinem Alter, aber auch von den Baumarten ab:
Klasse 1: Alte naturnahe Waldbestände, die älter als 180 Jahre sind, Naturwaldreservate und alte, seltene Waldbestände.
Klasse 2: Ältere naturnahe Waldbestände, die älter als 140, aber jünger als 180 Jahre sind.
Klasse 3: Jüngere naturnahe Waldbestände, die älter als 100 Jahre und jünger als 140 Jahre sind.
Klasse 4: Alle übrigen Waldbestände.
Und was geschieht in den verschiedenen Klasse-Wäldern?
Klasse 1: Hier herrscht Hiebsruhe, hier darf sich der Wald entwickeln, wie er
möchte. Es werden keine Bäume geerntet, keine Durchforstung
betrieben und alles Totholz verbleibt im Bestand.
Klasse 2: Hier gilt das Ziel, Totholz anzureichern bis eine Menge von 40 m³ je
ha erreicht ist. Es werden 10 Biotopbäume pro ha markiert, die
nicht mehr gefällt werden.
Klasse 3: Auch hier sind mindestens 10 Biotopbäume auszuweisen. Das
Totholzziel liegt in diesen Wäldern fast überall bei 20 m³ je ha.
Klasse 4: Auch hier werden nach Möglichkeit Biotopbäume erhalten und Totholz angereichert.
Die Puckfütterung
Überhälter, Jagd und Fütterung
Revier Rohrbrunn
Koordinaten: X : 4313852 Y : 5534914
Zahlreiche starke Alt-Bäume stehen als „Überhälter“ aus alter Restbestockung über einem jungen Eichenmischbestand. Das Alter der Methusalems wird für die Eichen mit 385 Jahren und für die Buchen mit 180 Jahren angegeben. Im Nordwesten, direkt am Erdweg, fällt ein mächtiger und vitaler Buchenzwiesel mit einer besonderen Ausbauchung am Stamm auf (Höhe 41,8 m, Stammdurchmesser 110 cm). Gerade einmal zwei Altbaumlängen von der Buche entfernt ist die über doppelt so alte Eiche. Mit fast 40 m Höhe und 130 cm Stammdurchmesser (in Brusthöhe) gehört sie schon zu den stärkeren Alt-Eichen im Spessart. Zwischen den beiden markanten Bäumen steht ein kleines Holzgebäude, das heute als „Historische Puckfütterung“ bezeichnet wird. Den Höhepunkt seiner letzten herrschaftlichen Jagdgeschichte erlebte der Spessart, als Prinzregent Luitpold von Bayern 1886 die Regierung übernahm. Der Regent zeigte für die Jagd allerhöchste Begeisterung und reiste deshalb alljährlich von München in den Spessart, um seiner Jagdleidenschaft zu frönen. Ein halbes Jahrhundert kam der Prinzregent mit seiner Jagdgesellschaft für zwei Wochen im Winter in den Hochspessart, insbesondere um starkes Schwarzwild zu erlegen. Um 1900 gab es einen etwa 6000 Hektar großen Wildpark, der mit einem Zaun aus Eichenplanken umgeben war. Mitten in dem Park, hier in der Waldabteilung Puck, wurde im Auftrag des Königshauses eine feste Fütterung eingerichtet, um eine möglichst erfolgreiche Hege des Schwarzwildes zu garantieren. 55 Tausend Reichsmark wurden jährlich investiert – aus der Privatschatulle des Regenten wird berichtet - um den Wildzaun zu erhalten und das Wild zu versorgen. Dank der guten Fütterung gab es bald einen Schwarzwildbestand von 1400 Stück. So konnten bei den jährlichen Hofjagden nachhaltig mehr als 500 Sauen erlegt werden.
Noch heute ist der Ruf des bodenständigen Prinzregenten legendär. Unzählige Jagdgeschichten sind den Spessartern noch heute bekannt. Mit dem Tod des Wittelsbachers im Dezember 1912 endete jedoch die Geschichte der Hofjagden im Spessart. Die Puckfütterung wurde zwar auch noch nach der Prinzregentenzeit bis in die 1950er Jahre beschickt, verfiel dann aber schließlich im Laufe der Jahrzehnte. 2010 wurde die Fütterung im historischen Stil rekonstruiert und dient seitdem als Erholungsort und als Erinnerung an den einst größten Wildpark in Europa.
Eichenholz
Die Eichen, die am Rande der ehemaligen Fütterung stehen, haben teilweise einen ganz geraden, dicken Stamm ohne Äste. Dies sind super Merkmale für wertvolles Eichenholz. Doch was macht man mit so dicken Stämmen genau und was ist daran so besonders?
Die Holzverwendung
Wie sieht´s aus?
Hellbraun bis mittelbraun. Jahrringe sind sichtbar.
Was kann´s?
Eichenholz ist sehr hart und widerstandsfähig.
Wofür ist es geeignet?
Für Pfähle, die Teile ganzer Städte tragen - etwa in Venedig oder Amsterdam. Für hochwertige Möbel oder Rahmenwerke, Türen, Treppen, Tore, Decken, Fenster sowie in Parkett- und Riemenböden.
Nutzung – Es geht auf Reisen!
Holz nutzen – Umwelt schützen
Im Holz ist viel CO2 gespeichert. Verrottet das Holz, wird das Treibhausgas freigesetzt. Erntet man den Baum und verwendet das Holz zum Bauen von Möbeln, Türen oder Ähnlichem, bleibt das CO2 länger im Holz gebunden. Somit gelangt es erst wesentlich später in die Atmosphäre, in der es als Treibhausgas zur Erderwärmung beiträgt.
Mehr Informationen zum Klimawald:
Wald und CO2
Magazin „Klimawald“